KHJ

Neubau des Kreishauses als Erweiterung der Kreisverwaltung in Jever


An historisch bedeutsamer Stelle in Jever sah die Bauaufgabe den Abriss des alten Schulhauses zugunsten eines modernen, energetisch und funktional optimierten Baukörpers vor, der die Räume von Gesundheits-, Sozial- und Jugendamt aufnimmt. Ausgeführt als Stahlbetonkonstruktion und verkleidet mit regionalem Wittmunder Klinker, platziert sich der dreigeschossige Bau elegant im Kontext des regionalen Ortsgefüges. Rücksprünge in den Fenstern schaffen eine subtile Plastizität und sorgen für raffinierte Lichtreflexionen des Schlosserparks in der Fassade.


Innen zeichnet sich der kompakte Baukörper durch einen offenen, kommunikativen Charakter aus:
Die reduzierte, klare Materialwahl heller Sichtbeton, weiße Akustikplatten als Wandbekleidung und Glasbrüstungen mit Edelstahlhandläufen kontrastiert mit Eichenparkett. Die geometrische Strenge des Atriums divergiert mit dem KAO-System von Artemide: 15 unterschiedlich skulpturale Kombinationen der Leuchte betonen die Raumhöhe und spenden indirektes Licht.


Gestalterische Klarheit führt zu einer optimalen Orientierung im Haus. Eine offene Treppe verbindet alle drei Ebenen. Die notwendigen Treppenhäuser und Nebennutzflächen sind als Kuben in das Atrium eingestellt und gliedern den Innenraum. Wartezonen gruppieren sich als offene Galerien auf den einzelnen Ebenen. Die Büroflächen orientieren sich zu den angrenzenden Grünflächen und sind entsprechend ihrer funktionalen Anforderungen auf den einzelnen Ebenen angeordnet. Der 2. Rettungsweg wurde als Enfilade über eine zweite Tür in allen Büros gelöst. Ein für alle Ämter zugänglicher zentraler Besprechungsraum im 3. Obergeschoss des Atriums gewährt durch seine großzügige Verglasung reizvolle Ein- und Ausblicke.


Für das Gebäude- und Haustechnikkonzept spielte die Nachhaltigkeit eine wesentliche Rolle. Der kompakte Baukörper mit seiner hohen Speicherfähigkeit durch die unverkleidete Betonkonstruktion, das unbeheizte Atrium, die natürliche Lüftung der Büroräume, die Wärmeerzeugung durch Luft-Wasser-Pumpen auf dem Dach und die Minimierung der Wärmeverluste durch eine Optimierung der Gebäudehülle tragen diesem Aspekt Rechnung. Der traditionelle, natürliche und regionale Baustoff Backstein als Fassadenverkleidung verbindet sich in selbstverständlicher und angemessener Weise mit einer zeitgemäß nachhaltigen Architektur.

Die Gebäudehülle erfüllt nicht zertifizierten Passivhaus-Standard.


Bauherr: Landkreis Friesland
LPH: 2 – 9
BGF: 3.045 m²
Fertigstellung: 2019
Fotos: Jochen Stüber, Hamburg