OSZ Frankfurt/Oder

Erweiterungsneubau für das Berufliche Konrad Wachsmann Oberstufenzentrum II mit Laboren, Werkstätten, Informatik/EDV-Räumen, Cafeteria und einer Dreifachsporthalle


Die funktionale Gliederung der Schule ist klar ablesbar: Der Hauptbaukörper in Form eines asymmetrischen U mit an den Außenseiten liegenden Klassen wird ergänzt durch funktional differenzierte Bauteile: in Sichtbeton ausgeführte Treppen- und Sanitär-Türme, mit Zinkblech verkleidete Kuben der Werkstätten und Labore.
Der örtliche Kontext findet sich auch im Detail wieder: Die Ziegelverblendung der historischen Schulgebäude wird durch vorgefertigte Ziegelplatten in zeitgemäßer Form und im Sinne Konrad Wachsmanns interpretiert, die Fassadenbegrünung der Erschließungs- und Sanitärtürme ist auch an den historischen Bauten zu finden. Die Konstruktion aus überwiegend vorgefertigten, unverkleideten Elementen verdeutlicht einer technisch orientierten Schule angemessen heutiges Bauen und bezieht sich auf die Ideen Konrad Wachsmanns. Die unterseitig gewölbten Betonfertigteile der Decken mit Spannweiten von 8.40 m ermöglichen eine Konstruktion ohne Unterzüge. Auch ohne abgehängte Decken konnten Installationen im Bereich des Tiefpunktes der Decke horizontal geführt werden. Die Türme in Ortbeton dienen der Queraussteifung.

Eine Selbstverständlichkeit für heutiges Bauen ist für uns das Einbeziehen sinnvoller, in der Regel mehrfach nutzbarer ökologischer Elemente, deren Wirksamkeit in gesonderten Berechnungen mit dem Unternehmen ARUP nachgewiesen wurden: Durch die Optimierung des Gebäudekonzeptes mit besonders tiefen Klassenräumen ergibt sich trotz der weitgehend einbündigen Anlage ein günstiges A/V-Verhältnis von 0,36. Die Optimierung der Wärmedämmung mit Dämmstärken von 16-20 cm - die opaken Bauteile erreichen k-Werte von 0,205 - und die Verwendung von Verglasungen mit k-Werten von 1,0, sowie das Einbeziehen passiver Solargewinne sind weitere Elemente, durch die das Gebäude einen Energieverbrauch von ca. 25% unter Niedrigenergiestandard erreicht.

Die Aktivierung der thermischen Gebäudemassen, u.a. durch den Verzicht auf abgehängte Decken, verbunden mit der Querlüftung über die Flurzonen, führt zu einer hohen Wärmespeicherfähigkeit. Sommerliche Überhitzung wird vermieden, solare Wärmegewinne können in der Heizperiode gespeichert werden.

Die Tageslichtlenkung mit den Lightshelves in Verbindung mit der gewölbten Deckenkonstruktion und der Querlüftung ermöglicht Raumtiefen von 8.40 m, wodurch der Verkehrsflächenanteil reduziert und das A/V-Verhältnis optimiert wird. Das Photovoltaikdach mit einer Fläche von 180m² liefert 6,3 kWp Strom, ist zugleich überdachte Pausenfläche und Sonnenschutz für die Südfassade der Eingangshalle. Die Dachbegrünung hat ausgleichende Funktion für das Mikroklima und erhöht den sommerlichen Wärmeschutz.


Bauherr: Stadt Frankfurt/Oder
LPH: 2 – 8, Generalplaner
BGF: 10.230 m²
Auszeichnung: Brandenburgischer Architekturpreis 2001 „Bauen für die Jugend“
Fotos: Christian Richters, Münster