Forschungsinstitute in Augsburg

ICT Institut für Chemische Technologie + ZLP Zentrum für Leichtbauproduktion


2008 lobte die Stadt Augsburg gemeinsam mit der Fraunhofer Gesellschaft (FhG) München und dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) Stuttgart einen Realisierungswettbewerb für den Bau eines außeruniversitären Forschungsinstitutes zur anwendbaren Forschung im Bereich der Leichtbauproduktion und der Chemischen Technologie aus. Enno Schneider Architekten erhielten den 1. Preis und den Realisierungsauftrag. Diese zu planende Einrichtung stellt den ersten Baustein des ´Engineering Campus Augsburg` dar, der sich durch eine Mischung aus Forschung und Entwicklung, wissenschaftsnaher Dienstleistung und Produktion auszeichnen soll. Auslober und Fördergeber legten großen Wert auf ein architektonisch einheitliches Image. Dies zeigt sich in einer gemeinsamen Form- und Materialsprache beider Institute.


Das städtebauliche Konzept sieht die räumliche Verknüpfung mit der Universität und die gleichwertige Darstellung der Institute nach außen vor. Erreicht wurde dies durch eine Nord-Süd-Achse, von der aus die beiden sich gegenüberliegenden Institute erschlossen werden: im Osten das „ICT – Institut für Chemische Technologie“ der Fraunhofer-Projektgruppe und im Westen das „ZLP – Zentrum für Leichtbauproduktion“ des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt. Eine versetzte Anordnung der in einen kleinen Park eingebetteten Gebäuderiegel ergibt für die Büro- u. Laborarbeitsplätze spannungsvolle Ausblicke in den Freiraum. Da mit einem Wachstum der Institute zu rechnen ist, sieht das Konzept die problemlose Erweiterung der Hallen vor: die nördlichen Fassaden können demontiert und versetzt werden.

Die Hallen beider Institute sind jeweils als Stahlleichtkonstruktion mit einer Giebelfassade aus Polycarbonatplatten und einer Längswandverkleidung aus Wellblech konzipiert. Materialwahl und Kontur der Hallengebäude sowie ihre starke Auskragung zu den beiden Giebelseiten bildet bewusst Analogien zu den Aufgaben der Forschungsinstitute („Leichtbaukonstruktionen“) und versteht sich sowohl als Reminiszenz an historische Flugzeugverkleidungen als auch an den Ort des ehemaligen Augsburger Flugplatzes der Messerschmitt AG, auf dem die beiden Forschungsinstitute heute stehen.


Über Glasgänge sind die Gebäude der Büro- und Laborflächen mit den Hallen verbunden. In Stahlbetonskelettbauweise konstruiert, ist ihre Fassade in zwei Bereiche gegliedert, die der funktionalen Gliederung der Raumnutzung entspricht: Die Fassade der zu den Hallenseiten hin orientierten „dienenden“ Flächen mit Lager, WC und Treppenräumen ist in anthrazitfarbenem Sichtbeton gehalten, der sich im Innenraum fortsetzt und eine skulpturale Wirkung entfaltet. Im Bereich der Büro- und Laborflächen, die sich konsequent zu den Grünflächen hin orientieren, bildet eine vorgehängte feingliedrige Fassade aus grauen Keramikplatten einen spannungsvollen Kontrast. Keramik als "altes" Material, das weiterentwickelt, zeitgemäß produziert und angewendet wird, steht in bewusstem Gegensatz zu den leichten Materialien Wellblech und Polycarbonat. Vor den Belichtungsflächen lösen sich die Keramikplatten in einzelne Stäbe, sogenannte “Baguettes” mit stochastischer Anordnung auf und garantieren sowohl den notwendigen Lichteinfall und Ausblick als auch den sommerlichen Wärmeschutz. Der feststehende Sonnenschutz mit innenliegendem Blendschutz (Rollos) minimiert die Unterhaltskosten.


Bauherr ICT: Fraunhofer Gesellschaft, München
LPH: 2 – 8
BGF: 4.270 m²


Bauherr ZLP: Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt, Stuttgart
LPH: 2 – 9
BGF: 5.408 m²


Fertigstellung: 2013
Fotos: Jochen Stüber, Hamburg