Passivhaus Kassel

Sozialer Geschosswohnungsbau in Passivhausstandard


In Kassel entstand das bislang erste Projekt eines Passivhauses im sozialen Wohnungsbau, das innerhalb des festgelegten Kostenlimits liegt. Neben den üblichen Entwurfskriterien und planungsrechtlichen Festlegungen warfen insbesondere die Anforderungen an den Passivhausstandard besondere Fragen nach der Kompaktheit, der Orientierung, der Dämmung und der technischen Ausstattung des Gebäudes auf.


Bei einer reinen Ost-Westorientierung der Wohnungen ohne Südorientierung stellte sich heraus, dass das Ziel des Passivhaus-Standards wohl nicht erreicht werden kann. Bei der gewählten Lösung haben 40 % der Wohnungen eine Süd- (mit Anteilen von Ost/West Fenstern) und 60 % eine Ost-West Orientierung. Hierdurch konnte in der Gesamtbilanz für alle Wohnungen der Passivhaus-Standard eingehalten werden. Dies wurde dadurch erreicht, dass der südorientierte Fassadenanteil maximiert wurde: das Gebäude spreizt sich nach Süden auf, das Dachgeschoss ist gleichfalls nach Süden orientiert.


Es entstand die für das Projekt so charakteristische Gebäudeform, gekennzeichnet durch einen trapezförmigen Grundriss und eine bogenförmiges Dach, das an der Südseite seinen höchsten Punkt hat.


Auch das architektonische Detail ist wesentlich geprägt von den Anforderungen an ein Passivhaus: Der Fensterflächenanteil orientiert sich an den Anforderungen des Wohnens, als auch an dem energetisch sinnvollen Maß. Vorbauten wie Balkone, feststehender Sonnenschutz und Hauseingänge sind vor das Gebäude gestellt, um die ca. 30 cm starke Wärmedämmung (K- Wert 0.12) nicht zu durchstoßen und um Wärmebrücken zu vermeiden. Es wurden 18 2- 4 Zimmer Wohnungen, gefördert im Rahmen des sozialen Wohnungsbaus, realisiert.


Die traditionelle Heizungstechnik wird durch wohnungsweise gesteuerte Lüftungssysteme in Verbindung mit zentralen Wärmetauschern ohne zusätzlichen Kostenaufwand ersetzt (Planung: innovaTec, Kassel).

Der verbleibende Restheizwärmebedarf in Höhe von 13 –15,5 kWh/(m2*a) kann durch zentrale Nachheizregister in der Zuluft realisiert werden. Trotz der erhöhten Wärmedämmung und aufwendiger Detaillösungen blieb das Gesamtprojekt im vorgegebenen Kostenrahmen. Die sehr niedrigen Energieverbräuche ermöglichen eine merkliche CO2-Reduzierung und entlasten die Mieter erheblich.


Bauherr: Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft der Stadt Kassel mbH
LPH: 1 – 8 Planung in Zusammenarbeit mit dem Passivhaus-Institut Darmstadt
BGF: 2.390 m²
Fertigstellung: 2000
Auszeichnungen: Bauherrenpreis 2001/2002, Badenia-Wohnvorsorge Innovationspreis 2003
Fotos: Roman Ray